Interpellation Winterstrom

Votum Interpellation Winterstrom

Fraktionsvotum der Grünliberalen Thurgau im Grossen Rat, 17. August 2022

Bildunterschrift, Marco Rüegg

Interpellation von Josef Gemperle vom 7. Juli 2021 „Überprüfung und Abstimmung der kantonalen Energieförderung auf die neuen Herausforderungen im Bereich Energie und Klima, insbesondere auf den Bedarf an Winterstrom“ (Geschäftsdatenbank)

Anrede

Ich spreche für die GLP Fraktion

Ich bedanke mich beim Interpellanten für die spannenden Fragen. In diesen acht Fragen sind die gängigen Themen der Klima- und Energiepolitik abgedeckt.

Die Antwort der Regierung ist umfangreich, jedoch nicht zufriedenstellend. Es seien allenfalls kleine Anpassungen am Förderprogramm denkbar. Angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Energiepolitik haben wir mehr erwartet. Liebe Regierung, es gibt ein wichtiges Problem zu lösen.

Die Klimakrise schreitet voran. Ich bin mir mittlerweile nicht einmal mehr sicher, ob die Wasserkraft langfristig so viel leisten kann – ohne Gletscher und Schneeschmelze. Historisch hohe Energiepreise werden den Konsum schwächen, und sich auf die Wirtschaftsleistung auswirken.

Zu Recht macht sich KR Gemperle Sorgen über den Winterstrom. «Die Wahrscheinlichkeit von Stromabschaltungen ist real und sie ist hoch.» So formulierte es der VSE Direktor Michael Frank kürzlich in einem Interview. Ob und wieviel Erdgas noch im Thurgau ankommen wird, steht in den Sternen. Unternehmen schaffen sich Dieselaggregate an, installieren Tanks für Flüssiggas. Meine Damen und Herren, da kann ich nur den Kopf schütteln und mich fragen, wie konnte so etwas passieren.

Zur Frage der Erhöhung der Winterstromproduktion kommen einige Vorschläge der Regierung, die wir unterstützen. Es braucht jedoch viel mehr Anstrengungen. Ob die Förderung das richtige Modell ist, sollte man diskutieren. Ich persönlich erachte ein liberales Quotenmodell immer noch als zielführender.

Die Nutzung der Umgebungswärme, sei es im Erdreich, der Luft oder im Wasser, ist voranzutreiben, um die fossilen Energien zu ersetzen und die Klimabilanz zu verbessern. Ebenso muss die fünfmal effizientere Elektromobilität gesteigert und der Ausbau von Solarenergie vorangetrieben werden. Infrastrukturflächen wie Parkplätze und Agrarflächen bieten grosse Potenziale. Die Gebäude werden immer mehr Energie über die Gebäudehülle produzieren und immer weniger vom Netz benötigen. Aber dies wird den Strombedarf im Winter nicht decken. Im Winter brauchen wir mehr Energie für Heizen und Beleuchtung, aber auch mehr Energie für die Elektromobilität. Die Wasserkraft steht dann nur beschränkt zur Verfügung. Deshalb soll man die gleichzeitige Wärme- und Stromproduktion ausbauen, da gehen wir einig mit der Regierung. Aber nicht nur die Umstellung auf BHKWs ist nötig, sondern auch die Förderung von wasserstoffbasierten Systemen. So kann der im Sommer gespeicherte Überschussstrom aus Solarstromanlagen im Winter nutzbar gemacht werden. Solarenergie ist für uns die Schlüsseltechnologie, kombiniert mit Speichern. Wir sind aber überzeugt, dass es auch die Tiefengeothermie braucht. Die Potenziale sollten geklärt und erschlossen werden. Wir Grünliberalen setzen uns für einen raschen Zubau der Windkraft im Thurgau ein. Die Windkraft ergänzt die Solarkraft optimal und leistet im Winter wichtige Beiträge. Das Projekt in Thundorf soll zeitnah realisiert werden.

Über die Möglichkeiten der saisonalen Speicherung von Solarstrom habe ich nichts in der regierungsrätlichen Antwort gelesen. Hier steckt der Schlüssel für die massive Steigerung von Winterstrom. Da werden wir die Regierung unterstützen und mit Ideen kommen. Mitarbeit von anderen Parteien ist erwünscht und begrüsst.

Die Regierung schreibt, dass im Rahmen des Aktionsplanes Klima eine PV-Pflicht bei Sanierungen und Neubauten zu prüfen sei. Da scheint unsere Motion doch nicht falsch gewesen zu sein. Wir hoffen, dass dies so rasch als möglich konkret wird.

Liebe Anwesende, wir sehen in der Beantwortung der Regierung ein paar Tropfen auf den heissen Stein. Es sind logische Ansätze in eine gute Richtung. Aber was wir brauchen ist eine Revolution. Im Thurgau ist genug von Sonne, Wind, Wasser und Biomasse vorhanden. Auch Geld für Investitionen ist genug da. Ich habe ausgerechnet, dass mit dem Geld, welches in eine Strasse investiert werden soll – sie wissen, welche ich meine – die Energiewende im Kanton Thurgau mehr als geschafft wäre. Gerne rechne ich es Interessierten bei Bedarf vor. Für die Grünliberalen ist es Zeit, die Prioritäten richtig zu setzen und die Energiewende zu revolutionieren.

621 Wörter

Tags

Windkraft, VSE, Thundorf, Speicher, Quotenmodell, Michael Frank, Erdgas, Energiepolitik, EKZ, EKT, BHKW, Winterstrom, Energiestrategie, Strommangel, Elektromobilitöt, Stromversorgung

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